Am 9. November 1938 kam es zu vom nationalsozialistischen Regime organisierten und gelenkten Gewaltmaßnahmen gegen Juden in Deutschland und Österreich. Dabei wurden im ganzen Reichsgebiet mehrere hundert Juden ermordet, viele nahmen sich im Zuge der Ereignisse das Leben. Etwa 1400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die Pogrome markieren den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden hin zu ihrer systematischen Ermordung.
In Schöningen wurde das Erinnern an die Mitbürgerinnen und Mitbürger, die der Gewalt in den Folgejahren zum Opfer fielen, Stolpersteine gesetzt. Allen Opfern wurde damit ein Ort des Erinnerns an ihrem letzten normalen Wohnort gegeben.
Die Stolpersteine bestehen aus Messing. Im Laufe des Jahres verliert diese Metallschicht den Glanz, die Steine nähern sich dem Farbton des Bodens an und werden unscheinbar. Am 9. November, dem Gedenktag der Pogrome, werden sie im Rahmen kleiner Gedenkveranstaltungen gereinigt und poliert und erstrahlen wieder im ursprünglichen hellen Farbton. Symbolisch wird dabei das Erinnern aufpoliert, durch das Erstrahlen wird der Erinnerungsort wieder sichtbar.
Nach dem Ende der eigentlichen Stolpersteinverlegungen wurde den Schulen der Stadt die Übernahme von Stolpersteinpatenschaften angeboten. Das Gymnasium Anna-Sophianeum hatte die Verlegungen über viele Jahre stets begleitet und war auch hier sofort bereit, diesen neuen Aspekt in die Erinnerungsarbeit einzubauen. Nachdem die Coronaphase die Erinnerungsarbeit stark in ihren Möglichkeiten beschränkt hatte, war in diesem Jahr wieder eine Aktion möglich. Schüler:innen des Geschichtskurses von Herrn Hagelstein übernahmen stellvertretend für die Schulgemeinshaft die Aufgabe, den Steinen den Glanz wiederzugeben und reinigten die Steine in der Niedernstraße und vor dem Heimatmuseum. Dabei wurden zu allen Personen, an die die Steine erinnern, Informationen zu ihrem Leben und Leiden vorgetragen.