Schulgeschichte

Anna Sophie, Herzogin von Braunschweig-Wolfenbüttel

Anna Sophie; Herzogin von Braunschweig – Wolfenbüttel, kam am 18. März 1598 in Berlin als älteste Tochter des Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg zur Welt. Am 4. September 1614 heiratete die Sechzehnjährige kurz vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges den Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, Friedrich Ulrich (1591-1634).

Nach ehelichen Auseinandersetzungen übernahm sie 1628 mit 30 Jahren ihre Wittumsämter und zog ins Schöninger Schloss ein. Hier wirkte sie bis kurz vor ihrem Lebensende und schützte die Stadt durch Beziehungen und diplomatisches Geschick weitgehend vor dem Kriegsgeschehen des Dreißigjährigen Krieges, denn ihr Schicksal wurde neben ihrer unglücklichen Ehegeschichte von dem Konflikt jener Zeit bestimmt. Unter ihrer Regierung bot Schöningen häufig die sonst im Land fehlende Sicherheit, sodass Flüchtlinge, ja sogar ganze Dorfgemeinden, in Schöningen Zuflucht fanden.

Anna Sophie nutzte das Schloss Schöningen insgesamt von 1628 bis 1659. Marodierende Truppen hatten sich kurz vor dem Erstbezug des Schlosses im September 1629 schon dicht vor den Toren Schöningens befunden – danach war die Stadt durch die Anwesenheit der Herzogin mitten im Dreißigjährigen Krieg sicher.

Anna Sophie herrschte während ihrer Regierungszeit fast selbstständig. Sie wird als sehr geschickt im politischen Umgang beschrieben und es gelang ihr, durch kluges Taktieren mit den verschiedenen Kriegsparteien, ihr Wittum und auch den Bereich Helmstedt weitgehend aus den Kriegswirren herauszuhalten. Sie erreichte, dass ihr Armeeführer aller Fraktionen Schutzbriefe ausstellten, und sorgte auch dafür, dass bei der Verletzung dieser gewährten Privilegien die Ordnung wieder hergestellt wurde.

Anna Sophie versuchte als Verantwortliche durch kluges Taktieren Unheil von der Stadt abzuwenden und setzte sich auch für die notwendige Versorgung mit Lebensmitteln ein. Schöningen war quasi als „Sicherheitszone“ voller Kriegsflüchtlinge. Trotz aller Not lag Anna-Sophie auch die Erziehung und Ausbildung der Jugend am Herzen. 1638 kaufte sie ein 1598 erbautes, geräumiges Haus am Markt und ließ es im Innern als Schulhaus umbauen und einrichten und schenkte es der Stadt. Eine Stadtschule hatte zwar schon bestanden. Sie wurde aber auf ihre Initiative hin in dem neuen Gebäude am Markt als Lateinschule eingerichtet. Heute befindet sich in dem Gebäude das Schöninger Heimatmuseum.

Als am 30. Juli 1644 ein verheerendes Feuer in Schöningen ausbrach, das fast die ganze Stadt einäscherte, brannte auch das Schulgebäude nieder. Anna Sophie ließ sie wie auch die St. Vinzenzkirche und andere Gebäude der Stadt wieder aufbauen und nach den modernen Kriterien der Zeit einrichten, dass das später nach ihr benannte Anna-Sophianeum zu den damals modernsten Schulen gehörte. Während der Bauzeit sorgte sie dafür, dass Übergangweise eine provisorische Schule im Gärtnerhaus des Schlosses eingerichtet wurde. Sie dachte dabei auch an die Schulspeisung für die ärmeren Kinder.

Kurz vor ihrem Tod kehrte Anna Sophie nach Berlin zurück, wo inzwischen ihr Neffe regierte. Anna Sophie verbrachte in Berlin ihren Lebensabend. Sie starb dort im Jahr 1659 und wurde in der Hohenzollerngruft im Berliner Dom beigesetzt.

Betrachtet man das Leben der Anna Sophie so wird deutlich: Sie war keine Frau, die sich in ihr Schicksal fügte, sondern auch Auseinandersetzungen nicht scheute und in schwierigen Zeiten klug und weitblickend zum Wohle der ihr anvertrauten Menschen und Landstriche zu handeln verstand.

Text und Bild entnommen aus: Gymnasium Anna-Sophianeum: Festschrift zum 375. Jubiläum des Gymnasium Anna-Sophianeum, Schöningen: 2014, bearbeitet für die Schulhomepage von M. Wagener, Schöningen: 2020.